Meng Jinghui 孟京辉 wurde 1965 in Changchun geboren und zog kurze Zeit später mit seiner Familie nach Peking. Er wird nicht nur in China als Theaterautor und Regisseur gefeiert. Seine Stücke werden mit großem Erfolg in Asien, den USA, Australien und Europa gezeigt.

 

An der Zentralen Theaterakademie (Zhongyang xiju xueyuan) in Beijing studierte Meng Jinghui Regie. Dort lernte er seine zukünftige Ehefrau Liao Yimei kennen. Sein Studium schloss er 1991 mit einer Masterarbeit über den russischen Theaterregisseur und Schauspieler Meyerhold ab.

 

Meng Jinghui ist bekannt für sein „experimentelles Theater“. In seinen Stücken und Inszenierungen finden sich Elemente der Popkultur (Video, Rap, Tanz, Musical etc.), Verweise auf die traditionelle Hochkultur und die Volkskunst Chinas, die Einbindung von Motiven und Stoffen anderer Weltkulturen. Ausbrüchen von Resignation oder Verzweiflung werden slapstick-artige Einlagen entgegengestellt, hochsprachliche Sentenzen durch Slang-Ausdrücke gebrochen.

 

Frühe Werke von Meng Jinghui waren, in den 1990ern, häufig Adaptionen und Bearbeitungen westlicher Stücke. Diese brachte er vorwiegend mit Amateurschauspielern auf die Bühne, wobei er die Stücke während der Proben immer wieder umschrieb – auch nach der Uraufführung. In den letzten Jahren ist er dazu übergegangen, mit professionellen Schauspielern zu arbeiten und vermehrt Theaterstücke seiner Frau Liao Yimei zu inszenieren. Mit diesen geht er nach eigenen Aussagen vorsichtiger um: Er belasse die Texte weitgehend so, wie sie sie geschrieben habe. Dennoch ist keine Aufführung eines Stückes wie die vorherige, da Meng Jinghui nach der Aufführung mit dem Publikum spricht und dessen Kritik in die nächste Aufführung einfließen lässt. Kaum war er am 27. Januar in Hamburg eingetroffen, besprach er schon die Umsetzung der neuesten Änderungen, die er an der Inszenierung von Bernstein vorgenommen hatte.

 

Trotz - oder gerade wegen – seiner Erfolge in den letzten Jahren wird die Arbeit von Meng Jinghui häufig kritisiert. Ihm wird vorgeworfen, dass er die Erwartungen des Publikums bediene und kommerzorientiert arbeite. Tatsächlich sind seine Produktionen meist ausverkauft und werden gewinnträchtig auf DVD vermarktet. Meng Jinghui hat ein eigenes Ensemble und ein eigenes, allerdings winziges Theater, inszeniert aber auch regelmäßig für das Nationaltheater in Peking. Seinen Kritikern entgegnete er: "The commercial success is not a bad thing for a drama. But commerce is an insulting word for a drama director like me. It is wrong to take a drama which is joined by stars and loved by the audience as a commercial drama…"

 

Der „Meng-Stil“ ist auf Chinas Sprechtheaterbühnen angekommen und wird inzwischen von anderen Regisseuren kopiert. Manche Kritiker misstrauen dem Spektakel, das die energiegeladenen Inszenierungen bieten: Sie seien zu wenig „politisch“.


Einblick in die Theaterwerkstatt des Regisseurs Meng Jinghui geben von ihm veröffentlichte Skripte und Aufzeichnungen, etwa Xianfeng xiju dang’an (Beijing 2000).


Kathrin Augustin